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PRESSE
Reutlinger Generalanzeiger vom 17.09.2007
Comedy - Jörg Friedrichs Premiere als Clown Paulo |
Alphamann mit Akkuschrauber |
REUTLINGEN. »It's a man's world«, aber diese Männerwelt nimmt der Reutlinger Clown Paulo in seinem Programm gehörig auf die Schippe. Zwei Seelen wohnen, ach, in so einer Männerbrust. Der eine, der Macho, der einfältige Draufgänger, der des Mannes liebstes Kind, den Akkubohrschrauber, benutzt wie einen Revolver. Und der andere, der Weichling, der Zauderer, der mit seiner hintergründigen Einfachheit das männliche Imponiergehabe erbarmungslos bloßstellt. |
Paulo,
alias Jörg Friedrich, spielt diese beiden Gegensätze mit
schwäbischer Inbrunst, und das ist witzig, sehr witzig.
Mit roter Zipfelmütze und obligatorischer roter
Clownsnase stolpert er auf die Bühne des Grünen Salons
im Reutlinger Café Nepomuk und holt sich gleich zwei
Leute aus dem Publikum als Assistenten mit auf die Bühne.
Sie dürfen eine lange Wäscheleine aus seinem Hemd
ziehen. Auf die Leine hängt Paulo dann die hocherotische
Feinripp-Männerunterwäsche, auf der geschrieben steht:
»It's a man's world«. |
Südwestpresse Geislingen vom
19.02.2018
Wer ist hier der Clown?
Am Freitagabend in der Geislinger Rätsche: Die Aktion von Clown Paulo wird effektvoll unterstrichen vom virtuosen Gitarrenspiel von Dieter Mann (rechts). Auch er schlüpft zeitweise in die Rolle des Clowns, wenn er auf Paulo reagiert |
Sie
hätten keine Ahnung, was sie erwarte, so äußerten sich
viele Besucher der Rätsche in Geislingen vor Beginn des
Clowntheaters mit Clown Paulo, Jörg Friedrich aus Reutlingen
und dem Gitarren-Mann, Dieter Mann aus Göppingen. Letzterer
ist bekannt durch sein jahrelanges Mitspiel beim
Improvisations-Theater KäSch der Rätsche. Er wechselt an
diesem Abend zwischen Konzertgitarre und E-Gitarre. Im
reduzierten Bühnenbild eröffnet ein zartes Gitarrenstück die
Vorstellung und schärft die Sinne des Publikums für eine
feine Stimmung.
Der Bühnenvorhang bewegt sich und schüchtern betritt Clown
Paulo die Bühne. Ein mysteriöser Gegenstand prägt die
Bühnenmitte. Das „Ding“ ist verhüllt und weckt die Neugier
bei Clown Paulo und beim Publikum. Ein liebenswerter Clown
präsentiert sich hier. Neugier, Erstaunen und Zupacken
äußert sich an diesem Abend in verschiedenen Sequenzen.
Paulo zieht das Publikum mit Blicken und Gesten ins
Geschehen ein. Es wird nicht gesprochen. „Ich war mir
anfangs nicht sicher, ob ich das bis zum Schluss aushalte“,
so äußerte sich ein Zuschauer am Ende des Abends. Theater in
dieser Weise fordert scheinbar heraus. Keine Effekthascherei
wie in großen Blockbustern gibt es hier. Das erzeugte
Wohlgefühl dagegen ist ungleich hoch, wie der Blick ins
Publikum beweist.
Die Aktion von Clown Paulo wird effektvoll unterstrichen vom
virtuosen Gitarrenspiel von Dieter Mann. Auch er schlüpft
zeitweise in die Rolle des Clowns, wenn er auf Paulo
reagiert. Dies greift auch auf das Publikum über, das
mitspielt, mitreagiert und Teil der Szenerie wird.
Mit „Befangenheit“ beginnt der Abend. Eine Blume im Käfig
wird von Paulo befreit. Sie gedeiht nicht bei ihm und blüht
erst im Käfig wieder auf. Gelassen nimmt Paulo dies als
Tatsache hin. Wunderbar seine Mimik und die Sprache seiner
Augen. Er nimmt seine Zuschauer mit in eine Welt der
Gefühle. Als Schlusspunkt des Programms konfrontiert Paulo
sein Publikum erneut mit einem Käfig und der Befangenheit.
Zuvor sitzt er vor einem Spiegel und schminkt sich erstmals
zum Clown. Ist er erst jetzt ein Clown? War er es vorher
nicht? Wer ist hier der Clown? Hätte jeder im Raum diese
Figur sein können?
Ja, das wortlose Clowntheater fordert heraus. Das
Offensichtliche darf entdeckt werden. Der
Interpretationsspielraum ist groß im Bühnengeschehen. Ein
schwebendes Herz weckt Paulos Entzücken, seinen Ehrgeiz und
seine Tatkraft. Umständlich versucht er sich zu befreien.
Die einfachste Lösung befreit ihn. Umständlich bemächtigt er
sich der Liebe/dem Herz und nimmt es mit in die
Befangenheit. Trotz Zuwendung und Pflege kann er es nicht
halten und die Liebe/das Herz entschwindet durch die
Gitterstäbe.
Jörg Friedrich versteht es trefflich, das Publikum ins
Geschehen mitzunehmen und mit seiner Liebenswürdigkeit für
sich zu gewinnen. Zum Schluss gibt es erstmals wenige Worte
von ihm zu hören. Poetisch, aber auch lustig gestaltete sich
der hintergründige Abend. Beim Musikstück „Frühlingshauch im
Roggental“ ist Paulo so von den Gitarrenklängen angetan,
dass es ihn auch körperlich stets nahe ans Instrument und
den Musiker drängt. Er fasst ihm in die Saiten, was den
Musiker erbost. Listig überreicht der Gitarre-Mann eine
Triangel. Enttäuschung auf Paulos Gesicht weicht dem
sichtbaren Ehrgeiz, das Instrument doch auszuprobieren.
Faszination drückt sich aus vom ersten Klang bis hin zur
Protzerei, wenn er meint, jetzt besser zu sein als die
Gitarre. Kleine Geschichten mit viel Menschlichkeit und Gefühl gab es in der Rätsche beim Clowntheater. Im 40. Jahr wagten die Macher der Rätsche etwas Neues, und das aufmerksame Publikum applaudierte lang anhaltend mit Begeisterung . |